Heimatlexikon Thaleischweiler-Fröschen – 1980- Die Burgruine Steinenschloß

Die Burgruine Steinenschloß
Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land 1980 - Von Gudrun Matheis geb. Lüder

Geschichte
Das Steinenschloß liegt auf einem Ausläufer des Schloßberges, am Zusammenfluß der Rodalb und des Schwarzbaches, etwa 295 m über dem Meeresspiegel. und rund 48 m über der Talsohle bei Biebermühle, Gemarkung ThaleischweilerFröschen. Die derartige Position auf dem höchsten Punkt des Bergrückens beherrscht die Täler nach Nordosten (Waldfischbach-Burgalben), nach Süden (Pirmasens-Nord) und nach Westen (Thaleischweiler-Fröschen).
In der Umgebung des Schloßberges wurden, wie an mehreren Stellen im Landkreis Pirmasens, Funde aus der Steinzeit und Hallstattzeit gemacht. Einige römische Kleinfunde lassen darauf schließen, daß auf dem Schloßberg vor der Erbauung der salischen Burganlage an der gleichen Stelle eine Anlage der späten römischen Kaiserzeit existiert hat. Bei diesem Bauwerk kann es sich entweder um einen Wachposten gehandelt haben, denn entlang dem Schwarzbachtal verlief eine römische Ost-West-Verbindung, die aber im Hochmittelalter ihre Bedeutung verlor; oder das Bestehen eines Heiligtums an diesem Platz kann angenommen werden, da man in der Nähe (beim Bahnbau, Bahnhof PirmasensNord) das Oberteil einer Jupitergigantensäule mit vier Tagesgottheiten gefunden hat. Römische Bauspolien, die wahrscheinlich aus den Trümmern der römischen villa rustica, rund 1,2 km Luftlinie entfernt oberhalb auf der Hochfläche gelegen, stammen, scheinen als Material zur Erbauung der Burg gedient zu haben.

Steinenschloss Grundriss-800
Die Überlieferung der Geschichte der Burg ist sehr lückenhaft. Oft liegt ein Zeitraum von mehr als 200 Jahren zwischen den angegebenen Fakten, die nur Theorien sind und bis jetzt nicht eindeutig bewiesen werden konnten.
Die Gründung der Burg wird auf die Grafen von Leiningen, insbesondere Emich I. von Leiningen, zurückgeführt. Die Erbauung dieser salischen Burganlage erfolgte vermutlich um 1100 (Emich 1. 1117) zum Schutz des Klosters Hornbach und der ausgedehnten leiningischen Besitzungen. Auch war sie wahrscheinlich die südliche Grenzburg des Reidislandes Kaiserslautern. Schon bald fiel das Vogteirecht der Abtei Hornbach an die Saarbrücker Grafen. Aufgrund der Funde aus einer Brandschicht, der eine Zerstörung im 12. Jahrhundert zugrunde liegt, vermutet man im Steinenschloß eine der vier Burgen der Saarbrücker Grafen, die 1168 alle durch Friedrich Barbarossa verwüstet wurden. Unterstützt werden diese Annahmen dadurch, daß die bis heute gemachten Funde alle aus dem Zeitraum des 11.-12. Jahrhunderts stammen. Anfang des 16. Jahrhunderts war das Steinenschloß im Besitz der Grafen von Leiningen-Hardenburg. Doch rund 250 Jahre später ist über die Ruine der Burg nichts mehr bekannt: „Auf dem höchsten Punkte des 10 Minuten westlich vom Bahnhof B-iebermühle gelegenen, der Hauptsache nach aus verwitterten Sandsteinfelsen bestehenden Schloßberges war bis vor kurzem nur der Rest eines mächtigen runden Turmes bekannt, dessen zwar mehrfach in pfälzischen Geschichtswerken gedacht wurde, dessen Bedeutung man sich aber nicht recht erklären konnte." (Aus: Die Baudenkmale in der Pfalz, Bd. 5, 1895 und 1897, Ludwigshafen, S. 181). Hätte man von der Bedeutung dieses Turmes gewußt, wäre uns vielleicht bis heute noch ein wichtiger Teil der Burgruine besser erhalten geblieben. Unachtsame Leute aus der Bevölkerung haben jedoch die Ruine als Steinbruch benutzt, die riesigen Steinquader zu „passenden" Größen gemeißelt und zum Hausbau verwendet. So soll sogar die Friedhofsmauer in Thaleischweiler-Fröschen mit Quadern vom Steinenschloß erbaut worden sein. Auch die beim Bahnbau Ende des 19. Jahrhunderts benutzten Steine scheinen von der Burg zu stammen. Die Tatsache, daß eine Ansichtskarte aus dem Jahre 1875 existiert, auf der der Turm noch fast in seiner ganzen Höhe zu sehen ist, unterstützt diese Annahme. Denn die Bahnlinie am Fuße des Schloßberges wurde erst nach 1875 erstellt. Heute ist die Burgruine Steinenschloß Staatseigentum.
Auch mit Hilfe geschichtlichen Kartenmaterials kann man keine genaueren Aufschlüsse über das Steinenschloß gewinnen. So ist es doch z. B. erstaunlich, daß diese Burg, eine der mächtigsten in unserem Raum, auf alten Karten nicht angeführt ist, während der Gräfenstein, der auch im Besitz der Saarbrücker Grafen war, und der Wilenstein sowie das Lemberger Schloß, genannt sind. Die eindeutige Zugehörigkeit des Steinenschlosses zu bestimmen, wird durch die Grenzlage erschwert: Zwischen 8.-12. Jahrhundert treffen am Schloßberg die Grenzen von Wormsgau, Bliesgau und Speyergau zusammen. Im 14. Jahrhundert scheint die Burg zum gemeinschaftlichen Besitz der Grafschaften Leiningen-Dagsburg und Zweibrücken-Bitsch zu: gehören, Ende des 18. Jahrhunderts zu dem des Fürsten von Leiningen-Hardenburg-Dagsburg und des Grafen von Hanau-Lichtenberg.
Bei der Zerstörung im 12. Jahrhundert ging der ursprüngliche Name der Burg, die seitdem nicht mehr aufgebaut wurde, verloren. Als frühere Namen hat man schon an ,,Hohenstein" oder „Atzenstein" gedacht, aber das ist ziemlich abwegig, denn Hohenstein ist eine Wüstung bei Schopp und der Atzenstein erhebt sich als Felsen in der Gemarkung Höheinöd.
Im Volksmund heißt die Burg oft fälschlicherweise „Römerkastell", wahrscheinlich aufgrund der Funde, die das Bestehen einer römischen Anlage lange vor der Zeit des Steinenschlosses annehmen lassen.
Diesen jetzigen Namen hat die Burg erst in neuerer Zeit erhalten: Im Laufe der Zeit haben sich Bauern und Hörige am Fuß des Schloßberges angesiedelt und am Zusammenfluß der Bäche ein Dorf gegründet. Nach einem Steg oder Steige, der hier über den Bach führte, bekam der Ort seinen Namen Stegen oder Stei- gen, später auch.Steinen. Doch dieses Dorf war im 16. Jahrhundert schon wieder untergegangen. 1564 wird es als eine „wüste Dorfstätte am Einfluß der Moosalbe (der heutige Schwarzbach) in die Rodalbe" bezeichnet.


Burganlage

 


Die Arbeitsgruppe Steinenschloß


Erste Ausgrabungen, die in den Jahren 1886/97 durch Prof. Dr. Mehlis aus Neustadt und Forstamtsassessor Dr. Rüger aus Thaleischweiler stattfanden, mußten aus Mangel an Geldmitteln abgebrochen werden. - In den 50er Jahren versuchte sich der- Pirmasenser Arzt Dr. L. A. Hoffmann an weiteren Grabungen unter Aufsicht des Staatlichen , Vertrauensmannes für die Bodendenkmalpflege in Speyer.
Im Frühjahr 1968 schlossen sich interessierte Heimatfreunde aus Thaleischweiler, Pirmasens und Rodalben zu einer Arbeitsgruppe zusammen. Ihr Ziel ist, durch systematische Ausgrabungen neue Erkenntnisse zur Geschichte der Burg zur erlangen und die Ruine zu restaurieren. Die, Gruppe arbeitet mit dem Landesamt für Denkmalpflege Mainz und dessen Außenstelle, der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte in Speyer, zusammen und wird von dort fachlich betreut.

Steinenschloss Aufbaustudie-600
Um einen größeren Kreis Heimatfreunde anzusprechen und dadurch die Freilegung zu begünstigen, stellte sich die Arbeitsgruppe im April 1973 unter vereinsrechtliche Satzungen.
Seit 1968 konnten bereits beachtliche Fortschritte erzielt werden. Bis einschließlich 1976 leisteten die freiwilligen Helfer an Wochenenden jährlich im Durchschnitt 1000 Stunden ab. Seit .1977 werden unter der Leitung des zweiten Vorsitzenden des Burgvereins in jedem Frühjahr Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durchgeführt. Bei diesen, vom Arbeitsamt Pirmasens bezuschußten Maßnahmen, werden drei arbeitslose Bauarbeiter eingestellt, die dann oft über zwei Monate lang täglich mit Restaurierungsarbeiten beschäftigt sind. Auf diese Weise sind die Mauerarbeiten am Bering besonders weit fortgeschritten.
So wurde in oft mühevoller Kleinarbeit aus einem Schutthügel, unter dem viele solche historischen Werte nicht vermuteten, ein großer Teil der Ruine geborgen. Doch es gab und gibt manche Hindernisse: Dazu gehören Witterungseinflüsse, finanzielle Schwierigkeiten, unachtsame Bürger, die auf eigene Faust graben wollen und evtl. Fundstücke mitnehmen. Aber auch Rowdies machen sich immer wieder zu schaffen, die Quadersteine zerkleinern, zusammengetragene Steine im Gelände „verstreuen", den bereitstehenden Bauwagen und den Lastenaufzug demolieren, Werkzeuge entwenden, also oftmals buchstäblich die gesamte Ausgrabungsstätte verwüsten.
Dank finanzieller Unterstützung des Kreises Pirmasens und Spenden von Heimatfreunden und Vereinsmitgliedern konnte der größte Teil der Unkosten gedeckt werden. Denn die Aufwendungen für Arbeitsgeräte, Baumaterial, Fahrtauslagen, Wiederbeschaffung von gestohlenem Gerät, Fotomaterial u. v. a. m. summieren sich zu Tausenden von DM.
Aber die finanziellen Probleme werden durch die Freude an neuen Fundstücken wieder wettgemacht. Seit Beginn der Arbeiten wurden unzählige Teile gefunden, z. B. solche aus Eisen (u. a. Hufeisenstücke, Nägel, Haken, Striegel, Steigbügel, Sporen, Keile zum Abspalten des Felsens, Pfeilspitzen,Messerklingen, Henkel, Türgriffe und Schlüssel) oder aus Bronze (Beschläge und Schmuckstücke), dann andere Dinge wie Keramikscherben, Spielsteine oder Schmuckstücke für Kleidung (Perlen, Schnallen).
Wenn die „Bauarbeiten" unter Leitung von Friedrich Lüder genügend weit fortgeschritten sein werden, sollen unter Aufsicht von Klaus Deibert wieder Schürf- und Grabungsarbeiten beginnen, die zeitweilig nicht möglich waren, denn die Schuttschicht bietet den besten Schutz vor Witterungseinflüssen.
Die Tätigkeit der Arbeitsgruppe wird noch lange nicht abgeschlossen sein. Man hofft, daß sich im Laufe der Zeit noch mehr- Heimatfreunde finden, die „das Geschehen ums Steinenschloß" unterstützen. Es würde genügen, den Idealismus dieses kleinen Teils der Bevölkerung zu würdigen, der darin besteht, die Freizeit zu opfern,um in mühevoller Arbeit die-Reste der Burg zu finden, zu restaurieren und so für den großen Teil der Bevölkerung ein historisches Heimatdenkmal zu schaffen.


Der äußere Bering hat im Grundriß etwa die Form eines Bügeleisens, dessen Spitze nach Süden zeigt. Er ist seinem Verlauf nach dem Gelände der Bergnase angepaßt. Die Länge der Anlage mißt 70 m, die größte Breite etwa 40 m. Das durchgehend 1,80 m starke Mauerwerk besteht aus glatt behauenen mittelgroßen Sandsteinquadern. An der Bergseite (Angriffsseite) ist der Anlage nach Norden ein schon stark abgeflachter Halsgraben vorgelegt, durch den heute der Fahrweg verläuft. Der ursprüngliche Burgweg führte offenbar an der westlichen Ringmauer entlang nach oben. An der Südwestecke liegt die 3 m breite Toranlage. Im Torboden findet man eine rechteckige beckenförmige Vertiefung mit einer nach außen führenden Wasserablaufrinne. Im Felsblock vor dem Tor, der durch einen 14 cm breiten Riß von der Toranlage getrennt ist, kann man drei Vertiefungen erkennen, die wahrscheinlich als Brückenauflage dienten. Im Innern der Toranlage schließen sich beidseitig Räume an, von denen der westliche (Wachraum?) noch am besten erhalten ist. In der Nordwestecke der Unterburg befindet sich das Erdgeschoß eines größeren Gebäudes von 10 m Länge und 6,60 m Breite, mit einer Türöffnung an der Südostecke. Nach Norden lehnt sich der Raum dem Fels an, die über 1 m hoch erhaltene Sandsteinmauer an der Südseite reicht bis zum Bering.
Von der Unterburg aus erreicht man den oberen. Burgbereich durch eine 2 m breite, in den Fels. gehauene Auffahrt. Östlich dieses Weges liegt eine rechteckige Zisterne (1,75 m breit, 2,25 m lang, 1,80 m tief), deren Nord- und Ostwand vom Fels gebildet, während die beiden anderen Wände mit Sandsteinen gemauert sind. In der Mitte der Nordseite, wo die Ringmauer rechtwinklig getreppt ist, steht der Rest eines gewaltigen Rundturmes, wahrscheinlich zur Verstärkung der Anlage im Laufe des 12. Jahrhunderts erbaut (Rundturm und nördliche Ringmauer aus staufischer Zeit, die übrigen Teile bereits Ende des 11. Jahrhunderts entstanden). Die lichte Weite dieses „Berchfrits" beträgt 8,50 m. Das 2,50 m starke Mauerwerk besteht aus mächtigen, gebuckelten Steinquadern mit
Randschlag (bis 1m lang und 55 cm hoch). Dies ist also der größte Rundturm in unserem Raum. Jedoch ist bis jetzt nur das Mauerwerk an der Nordseite teilweise sichtbar. Im Nordostteil der Burg sind Mauerzüge erhalten von Wohnbauten (offenbar der Palas), bestehend aus zwei quadratischen Räumen, denen sich südlich ein langgestreckter Raum anschließt. Das Südende ist aber noch nicht festgestellt. Ein schmaler Gang, der den Räumen vorgelagert ist, weist Türen zu zwei der Räume und nach Süden und Westen in den Burghof auf. Die Türgewände zeigen einen einfachen Rücksprung, ihre Stürze sind nicht erhalten. Am Nordostende der Ringmauer springt als einziger Bauteil ein kleiner rechteckiger Anbau hervor (Heizung oder Abortturm?). Der Schacht öffnete sich in einem aus Keilsteinen gemauerten Rundbogen, der aber leider 1965 mutwillig zerstört wurde. In der gleichen Ecke wurde ein kleiner Rundturm aufgenommen, aber durch die Ausgrabungen nicht bestätigt.

 

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