Heimatlexikon Thaleischweiler-Fröschen – Ruine Meisenbach

Der untergegangene Ort Meisenbach und seine Kapelle  (Buch 750 Jahre Thaleischweiler-Fröschen)

Von Albert Justus

Eintausend Meter westlich von Thaleischweiler-Fröschen, am Eingang eines kleinen Seitentälchens des Schwarzbachtales, liegt die Kapellenruine „Meisenbach" inmitten eines alten Friedhofes.
Die Kapellenruine ist der Rest eines untergegangenen Dorfes mit Namen „Meisenbach". Geschichtlich schon 1295 erwähnt, gehörte es zu jener Zeit zum Amt Lemberg. Die Kapelle barg das Bild des Schutzpatrons „Sankt Cyriakus". Das Bildnis war aus Holz geschnitzt in der Größe eines sitzenden Mannes.

 

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Die Holzstatue des hl. Cyriakus, die sich zur Zeit in der kath. Kirche in Großsteinhausen befindet.


Die Kapelle war im gotischen Stil mit einem massigen Turm gebaut worden und muß ein Schmuckstück der damaligen Zeit gewesen sein. Nach Berichten aus jener Zeit versammelten sich hier viele Gläubige aus der Westpfalz, um jeweils am. S. August das Patronatsfest Sankt Cyriakus zu begehen. Im Jahr 1579 war sie halb zerstört, diente aber weiterhin als Gotteshaus, und zwar den Lutheranern von Fröschen.

 

Meisenbach_Grundriss_400  Meisenbach_Kapelle_Rekonstruktion_400
   


Zur Zeit der Reunion (Gebietsaneignungen) erhoben die Katholiken von Nünschweiler Anspruch auf die Kapelle, und um 1700 nahm sie auch der Pfarrer von Nünschweiler in seinen Besitz. Beim zuständigen Bischof von Metz hat er dann angefragt, ob er nicht gewillt sei, die Kapelle wieder aufzubauen. Dieser hat ihm geantwortet, daß er dies nicht könne. Auch die Bitte, er möge sich bei den Grafen von Hanau-Lichtenberg, in deren Besitz eigentlich die Meisenbach lag, dafür einsetzen, lehnte er mit dem Hinweis ab, daß er diesen nicht flattieren wolle. Aus der Antwort des Bischofs kann man schließen, daß zwischen ihm und den Grafen kein gutes Einvernehmen bestand. Die Grafen waren lutherisch und zeigten kein Interesse an einer Instandsetzung bzw. einem Wiederaufbau der Kapelle. Nachdem auch die Fröschener nicht willens waren, etwas für den Wiederaufbau zu tun, hat der Pfarrer von Nünschweiler anläßlich einer Visite in der Kapelle aus Trotz die Heiligenfigur in einen Sack gepackt, hinter sich auf sein Pferd gelegt und ist gegen Nünschweiler geritten. Seiner Verärgerung machte er dadurch Luft, daß er den Fröschenern drohte bzw. wünschte, daß sie weder eine glückliche Ernte noch sonstigen Segen mehr haben sollten.
Glücklich war der Pfarrer mit seiner Heiligenfigur nicht geworden. Er stellte sie zunächst in der Kirche zu Nünschweiler in einer Nische der linken Seitenwand auf. Von hier aus kam sie dann einige Jahre später in die katholische Kirche von Großsteinhausen, wo sie sich heute noch befinden soll. Wie das Bildnis nach Großsteinhausen gekommen ist, darüber ist nichts bekannt geworden.


1732 wurde die Kapelle von den Bewohnern der Meisenbach zweckentfremdet. Sie wurde nämlich von diesen als Viehstall benutzt. Trotz dieser Zweckentfremdung haben die Katholiken aus den benachbarten Dörfern immer noch Wallfahrten unternommen, worüber sich die Grafen von Hanau-Lichtenberg stets ungehalten äußerten.
Sie beschwerten sich darüber bei den Herzögen von Zweibrücken und dem Grafen von Leinigen, und so kam es dann, daß die Wallfahrten Mitte des 18. Jahrhunderts unterblieben sind.
Von nun an verfiel die Kapelle immer mehr, obwohl der dazugehörige Friedhof den Protestanten von Thal- und Höhfröschen als Begräbnisstätte diente. 1896 wurde der Friedhof aufgelassen, d.h. es fanden ab diesem Zeitpunkt hier keine Beerdigungen mehr statt. Viele Gräber wurden aber dennoch gepflegt und dies bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts. 1938 wurde die Anlage verwüstet. Hierbei ist eine große Anzahl schöner Grabdenkmäler zerborsten. Wer die Täter waren, die die Grabsteine umwarfen, konnte nicht einwandfrei geklärt werden. Obwohl man einen Teil wieder aufstellte, konnte man den Verfall der Anlage nicht mehr aufhalten. Dazu verhalf auch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939).
Nach dem Zweiten Weltkrieg, aber erst richtig in den siebziger Jahren, nahm man sich der Stätte wieder an. Man rodete das Gestrüpp, sicherte noch einige erhaltungswürdige Grabsteine und stellte diese wieder auf, räumte in und um die Kapelle den Schutt weg und sicherte das Restmauerwerk. Mit Zuschüssen des Amtes für Denkmalpflege von Rheinland-Pfalz und nicht zuletzt mit erheblichen Mitteln der Ortsgemeide wurden Ruine und Friedhof in einen erhaltungswürdigen Zustand versetzt und somit der Nachwelt erhalten.

Ort Meisenbach

Um bzw. bei der Kapellenruine und Friedhof Meisenbach befand sich auch der Ort Meisenbach. Man berichtet, daß sich bei der Anlage eine Siedlung befand. Sie soll nicht groß gewesen sein. So an die zehn Häuser seien es gewesen. Ein Großteil soll schon recht früh, und zwar im Jahr 1564 zerstört worden, und der Rest dürfte ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1848) gewesen sein. Die Bewohner wurden von brandschatzenden Soldaten umgebracht, oder von Hunger und Seuchen dahingerafft. Auf Äckern und Wiesen, sie wurden ja nicht mehr bestellt, wuchsen Ginster, Farn und Heidekraut, und Jungwald legte sich an. Bald war von der Kapelle nur noch der Turm zu sehen, so dicht war das Gestrüpp nach einiger Zeit geworden. Es herrschte Totenstille in und um die Meisenbach, Der Ort Meisenbach war nur noch eine Wüstung.
Jahrzehnte zogen ins Land, bis einmal wieder ein Mensch es wagte, sich dort anzusiedeln. Es war in der Zeit, als Ludwig XIV. (Sonnenkönig, 1643 - 1715) König von Frankreich war. Es war ein Franzose aus der Picardie, der sich als erster unterhalb der Kapelle im Gestrüpp eine Erdhütte baute, und zwar im Jahre 1686. Zwei Jahre später gesellten sich noch zwei Landsleute hinzu, wie der Pirmasenser Amtsschaffner Georg Engelhard Steinheil seiner Herrschaft in einem Brief berichtete.
Im Laufe der Zeit mehrten sich die Klagen, daß die Picards die Straße, die dort vorbeiführte, verunsicherten und deswegen niemand mehr in die Kapelle wallfahren wollte. Ja selbst der Kuhhirte von Fröschen bekam dies zu spüren, denn die Picards haben ihn mit einem Messer niedergestochen. Dies wiederum war der Anlaß, daß man die Neusiedler aufforderte, sie sollten fortziehen. Diese aber dachten nicht daran. Vielmehr ließ sich einer mit Namen Georg Pierre Albrecht ein Haus bauen. Im Jahr 1696 verkaufte er es dann an den Priester Karl Desiderius Royer. Royer kaufte es deswegen, um die Wallfahrten wieder in Gang zu bringen. Er setzte einen Pater ein, der dies alles verwaltete, d.h. ihm oblag die Betreuung des Kirchleins. Seinen Wohnsitz nahm der Pater in der erworbenen Behausung (Hofgut). Der Besitzwechsel rief den damaligen Amtsschaffner Johannes Schmidt, Pirmasens, auf den Plan. Pfarrer und Amtsschaffner überwarfen sich, d.h. es kam zu Meinungsverschiedenheiten, davon berichtete Schmidt der Herrschaft in Buchsweiler.
Die Regierung in Buchsweiler verlangte nun ihrerseits Aufklärung über den Kauf und Vorlage des Kaufbriefes. Schmidt schrieb dann an den Pfarrer, der ihm aber keine Antwort gab. Die Fehde bereinigte sich erst nach dem Rijswijker (Holland) Friedensschluß. Die Picarden und der Pater zogen von dannen, und mit Wissen und Willen der Regierung übernahmen zwei Lutheraner mit Namen Ludy und Schirri (Scheri/Schöri) das Meisenbacher Hofgut. Pfarrer Royer protestierte gegen die Übernahme, weil er keine Abfindung erhalten hatte. Eine Entscheidung hierüber ist nicht gefallen, da in der Zwischenzeit Royer vom Bischof von Metz seinen Amtes enthoben worden war.
Auf dem Meisenbacher Hof wirkte nun Wilhelm Schirri, nachdem sich Ludy zurückgezogen hatte. Da noch immer fromme Wallfahrer die Cyriakuskapelle aufsuchten und Geldstücke in den dortigen Opferstock warfen, so ward er Verwahrer und Verrechner dieser Gaben. Weil an seinem Gehöft die Landstraße Zweibrücken — Landau — Weißenburg vorbeiführte, ward er später herrschaftlicher Zolleinnehmer.
Im Laufe der Zeit siedelten sich noch mehr Leute in der Meisenbach an, wie die nachstehenden Namen beweisen:
1745: Ilgis Joh. Paul, Meisenbacher Hof, u. A. Catharina Blau, Tochter des Friesen Nickolaus Blau, verh. 1745 — Si. S. 53, Nr. 297
* 1706: Schüri Joh. Wilhelm in Meisenbach, Sohn des Hofmanns Joh. Wilh. Sch. in Meisenbach, t 22.5.1792 — Si. S. 194, Nr. 600 und B.S 226
1762: Deuscher Joh. Georg, Taglöhner und Hintersasse zu Meisenbach — Bo. S. 48
t 1783: Dreßer Jakob, wohnhaft auf der Meisenbach
1783: Dreher Joh. Heinrich auf der Meisenbach, Bo. S. 57
t 12.5.1776: Gampfer Jakob, Hofbesitzer des Meisenbacher Hofes — Bo. S. 78 um 1750: Härig Peter, Mahlmüller auf der Meisenbach — Bo. S. 101 1755: Hertz Joh. Casimir, Wollenweber zu Meisenbach — Bo. 107
1747: Schenk Philipp, Harzbrenner auf der Meisenbach — Bo. 226 1789: Vogt Margaretha, wohnhaft zu Meisenbach — Bo. S. 261
t 1775: Müller Bernhard, Küfer, wohnhaft auf dem Meisenbacher Hof 1723: Peter Johann, wohnhaft in der Meisenhach
Wann der Ort Meisenbach aufgegeben wurde, ist heute nicht mehr festzustellen. Fest steht, daß bis zum Ausgang des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts dort noch Häuser gestanden haben. Viele Unterlagen, wie dies beim Landesarchiv in Speyer festgestellt worden ist, sind den Kriegswirren im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen, d.h. sie wurden vernichtet. Auch läßt sich heute nicht mehr feststellen, wo die Häuser des Ortes Meisenbach gestanden haben, denn Reste sind keine mehr vorhanden. Vorhanden ist lediglich noch ein ausgemauerter Brunnen, der zur Versorgung des Hofes und Ortes mit Wasser diente. Er befindet sich unterhalb des Wirtschaftsweges und speist heute mit seinem Wasser eine kleine Fischteichanlage.
 

 

Meisenbach_Schild_Beschreibung Meisenbach_1
Meisenbach_2 Meisenbach_3
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  Torbogen 1935-  (Bild von Emmi Krug und Ulla Noll)
   
   
   
   
   
   

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